Sonntag, 3. März 2013

Semi-Passive Anlagestrategie

Hallo allerseits,

entsprechend der "Efficient Market Hypothesis" ist es keinem Marktteilnehmer dauerhaft möglich aktiv den Markt (Index) zu schlagen. Zwar wird der ein oder andere Anleger in der Lage sein einen Index (wie z.B. den DAX) in eins, zwei vielleicht auch sogar drei Jahren in Folge zu schlagen. Nur beruht das meistens auf Glück. Hinzu kommt, dass unsere Entscheidungen nicht immer rational sind (Stichwort Behavioral Finance). Gerade wenn wir Aktien haben die in den letzten Monaten gut gelaufen sind, tendieren wir dazu den Erfolg unserem können zuzurechnen. Dabei spielt in vielen Fällen der Zufall einfach eine große Rolle. 

Wer sich dafür Interessiert, dem kann ich nur das Buch "Psychology of Investing" von John R. Nofsinger empfehlen. Darin beschreibt er die größten "Denkfehler" die uns an der Börse unterlaufen. 


Aber zurück zur Strategie. Wenn man also nicht in der Lage ist den Index dauerhaft zu schlagen, bei der Auswahl einzelner Titel die Gefühle sowie die Psychologie mitspielen und man sich mit der Rendite eines einzelnen Indexes nicht zufrieden gibt, dann sollte man sich diese Semi-Passive Strategie mal anschauen. 


Im Grunde genommen basiert die hier vorgestellte Strategie auf dem Dreifaktor Modell von Fama und French. Das Dreifaktormodell ist eine Weiterentwicklung des CAPM (Capital Asset Pricing Modells). Während das CAPM versucht die Gewinne mithilfe des "betas" zu bestimmen, gehen Fama und French einen Schritt weiter und sagen, dass neben dem beta noch andere Faktoren den Gewinn eines Unternehmens beeinflussen. 

Einer dieser Faktoren ist die Firmengröße. Laut Fama und French haben Firmen mit einer niedrigen Marktkapitalisierung eine höhere Rendite und damit verbunden auch ein höheres Risiko. 

Also habe ich mir die Mühe gemacht und habe ein wenig recherchiert. Wer zwischen 1994 und 2005 in die (nach Marktkapitalisierung) zehn kleinsten Unternehmen des FTSE100 investiert hat und sein Depot jeweils zum 01.01. eines jeden Jahres neu ausbalanciert hat, konnte den Index um durchschnittlich mehr als 20% pro Jahr schlagen. Dabei wurden allerdings nicht die Transaktionskosten berücksichtigt.

Um die Strategie zu testen, habe ich zum Jahresbeginn ein Musterdepot mit 45.000 EUR eröffnet und habe dieses in die 15 kleinsten Unternehmen des HDAX investiert. (Der HDAX fasst die Werte aller 110 Unternehmen des DAX, MDAX und TecDAX zusammen und ist damit der Benchmark für den deutschen Aktienmarkt.)

Dabei habe ich die Sortierung nach Marktkapitalisierung vorgenommen und die Aktien gleich gewichtet. Damit habe ich knapp 3.000 EUR in jede Aktie investiert und dabei 20 EUR Transaktionskosten pro Trade gerechnet.


 
Nach etwas mehr als zwei Monaten hat das Musterdepot damit fast 10% Rendite erwirtschaftet (Stand 01.03.2013). Dabei haben einige Werte enorm zugelegt, andere wiederum haben viel verloren. Zum Vergleich, der HDAX hat in dieser Zeit nicht einmal 1% zugelegt. 


Zum Jahresende müsste man dann wieder alle Positionen so anpassen dass sie wieder gleich gewichtet sind. Je nachdem wie das Portfolio sich entwickelt hat, kann es dabei aber zu hohen Transaktionskosten führen. Deshalb könnte man sich auch überlegen ob man die Neugewichtung nicht im Zweijahrestakt durchführt.

Um das Risiko weiter zu senken könnte man fünf bis zehn weitere Werte mit in das Portfolio aufnehmen oder aber einzelne Aktien manuell raus streichen. Alles in allem ist das ein einfacher Weg um schnell ein Portfolio aufzustellen. Denn selbst wenn ein Unternehmen eine schlechte Performance ausweist, und damit "zu klein" werden, wird dieses am Jahresende bei der Neuausrichtung sowieso rausgeworfen.

Was meint Ihr? Kann man mit einer solchen Strategie langfristig Erfolg haben oder ist das zu risikoreich und zu "langweilig"?

Ich freue mich auf eure Kommentare.

Markus



2 Kommentare:

  1. Hey,
    ich kann mir nur schwer vorstellen, dass solche mechanischen Strategien funktionieren können, dies hat in meinen Augen zwei Gründe:
    Zum einen wurde die Strategie auf einen vergangenen Zeitraum angewandt, dies bedeutet in keinster Weise, dass die Zukunft so weiterläuft. Wenn du ein richtig schlechtes Jahre dazwischen hast dauert es u.U. viele Jahre um das verlorene wieder aufzuholen.
    Der zweite Ounkt sind die Steuern, ohne Steuern schaut das alles immer sehr einfach aus, das Problem ist aber das mit einer Besteuerung bei einem häufigen Umschichten jedesmal die Basis für den Zinseszinseffekt weiter "beschnitten" wird. In meinem Dividenden Blog habe ich einmal vorgerechnet was passiert, wenn das Depot zu oft umgeschichtet wird:

    http://www.dividenden-blog.de/vermoegensaufbau/warum-man-seiner-strategie-treu-bleiben-sollte/

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Hallo Jan,
      die Strategie zielt ja eigentlich nur darauf ab Small-Caps zu identifizieren. In der Praxis müsste man das natürlich noch ein wenig verfeinern und die in Frage stehenden Aktien nochmal einem individuellen Check unterziehen. Dabei hätte ich zum Beispiel Werte wie Solarworld garnicht erst mit aufgenommen.

      Mit den Steuern hast du natürlich recht. Da müsste man sich überlegen dass man vielleicht den Zeitraum verlängert und nicht jedes Jahr sondern alle zwei Jahre neu ausbalanciert oder man nimmt das ganze als "Langfristdepot". Allerdings müsste man dann auch die "Rohrkrepierer" aussortieren.

      Dividenden sind auch nicht zu verachten, allerdings bin ich der Meinung dass man langfristig Aktien die keine Dividende zahlen nicht Grundsätzlich ausschließen sollte. Deshalb finde ich dass eine Beimischung von attraktiven unterbewerteten Aktien durchaus die Rendite steigern kann.

      Vielen Dank für deinen Kommentar!

      Beste Grüße,

      Markus

      Löschen